Sicherheit bedeutet schon immer, mit dem Wandel Schritt zu halten. Von den ersten Schlössern bis zu heutigen intelligenten Sensoren spiegelt jede Technologiegeneration die Risiken und Erwartungen ihrer Zeit wider. Was aktuell auffällt, ist die Vielzahl der gleichzeitig wirkenden Faktoren: Regulierung, Geopolitik, Investitionen und rasante Fortschritte im Bereich KI prägen die Branche auf neue Weise.
In diesem Beitrag teile ich die physischen Sicherheitstechnologie Trends, die ich in meiner täglichen Arbeit als Leiter der Business Unit Security bei Blickfeld beobachte, und erläutere, wie sie die Weiterentwicklung der Sicherheitstechnologie weltweit beeinflussen.
1. Steigende Risiken und neue regulatorische Anforderungen
Unternehmen sind heute durchgehend hohen Risiken ausgesetzt. Kritische Standorte und Infrastrukturen sind potenziell anfällig für unbefugten Zutritt, Manipulation oder Sabotage – mit teils gravierenden Folgen. Die EU hat dies mit der NIS2-Richtlinie berücksichtigt, die die Definition von „wesentlichen“ Betreibern erweitert, etwa um Bereiche wie Abfallwirtschaft und Lebensmittelversorgung. Zudem stellt sie höhere Anforderungen an Resilienz, Vorfallmeldungen und die Absicherung von Lieferketten. Dabei wird betont, dass physische Schutzmaßnahmen wie Perimeterschutz Trends, Zugangskontrolle und Überwachung ebenso wichtig sind wie digitale Sicherheitsvorkehrungen.
Die NIS2-Richtlinie ist nur das sichtbarste Beispiel eines übergeordneten Trends: In Europa und Nordamerika legen Regulierungsbehörden zunehmend Wert auf Standortschutz, operative Resilienz und Lieferkettensicherheit. Risiko und Regulierung sind heute eng miteinander verbunden und schaffen gemeinsame Standards für effektive Sicherheit.
Aus meiner Erfahrung überprüfen Unternehmen ihre Technologiepartner heute deutlich gründlicher. Neben technischer Leistungsfähigkeit gewinnen Faktoren wie Vertrauen, Transparenz und Verantwortlichkeit immer mehr an Bedeutung. Europäische Anbieter sind hier im Vorteil, da ihre Entwicklungsprozesse und Governance-Strukturen bereits den EU-Datenschutz- und Cybersicherheitsstandards entsprechen.
2. Markt- und Investitionsverschiebungen im Security Markt
Osteuropa entwickelt sich zu einer der dynamischsten Regionen im globalen Sicherheitsmarkt. Lokale Industrien wachsen schnell, unterstützt durch steigende Expertise, wachsende Nachfrage und politische Prioritäten. Für westeuropäische Anbieter ergeben sich dadurch Chancen für Partnerschaften mit regionalen Unternehmen, während zugleich eine neue Generation leistungsfähiger lokaler Akteure entsteht. Kollaboration fördert Innovation in der physischen Sicherheit, und Wettbewerb hebt die Qualitäts- und Resilienzniveaus.
Innerhalb des Sicherheitsmarktes verlagert sich zudem der Fokus zunehmend auf Verteidigungsbereiche, etwa den Schutz militärischer Anlagen. Seit 2022 steigen die Verteidigungsausgaben vieler Staaten stark, wobei Investitionen zur Stärkung kritischer Infrastrukturen Priorität haben. Innovationen aus dem Verteidigungsbereich, wie widerstandsfähige Kommunikationssysteme oder Drohnentechnologien, dürften künftig auch in zivilen Sicherheitslösungen Einzug halten.
3. KI und Volumetrische Detektion für intelligentere Sicherheit
Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde und birgt großes Potenzial für die Sicherheitstechnologie. Derzeit ist KI besonders in Low- bis Mid-Segment-Anwendungen effektiv, etwa bei der Objekterkennung und Musterklassifizierung in Videodaten, um zwischen Fahrzeugen, Tieren oder Personen zu unterscheiden. So lassen sich Routineaufgaben automatisieren und Betriebskosten reduzieren.
Allerdings stößt KI in Hochsicherheitsumgebungen an Grenzen, da sie auf Trainingsdaten angewiesen ist. Systeme müssen ungewöhnliches oder manipulatives Verhalten erkennen können, zum Beispiel den Versuch, Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen oder die KI gezielt zu irritieren. Hier kommt die volumetrische Detektion ins Spiel. Durch die Messung von Form, Größe und Bewegung in drei Dimensionen liefert sie zuverlässige Ergebnisse, die nicht von zuvor gelernten Szenarien abhängen.
Die Kombination von KI und volumetrischer Detektion könnte sich künftig als besonders wirkungsvoll erweisen: KI ermöglicht Effizienz und Klassifizierung, während volumetrische Sensorik Resilienz gegenüber Manipulation und unvorhergesehenen Situationen sicherstellen würde.
Was ist Volumetrische Detektion?
Volumetrische Detektion überwacht einen gesamten dreidimensionalen Raum und erfasst Bewegungen sowie die Anwesenheit von Objekten in Breite, Höhe und Tiefe.
3D-LiDAR-Sensoren, wie Blickfelds QbProtect, erzeugen präzise 3D-Punktwolken, die Größe, Form und Bewegung von Objekten erfassen. Virtuelle 3D-Sicherheitszonen können definiert werden, sodass Alarme nur bei relevanter Aktivität ausgelöst werden.
Vorteile:
– Objekterkennung nach Größe sorgt dafür, dass das System sich auf echte Bedrohungen konzentriert und kleine Tiere oder unwichtige Objekte ignoriert.
– Weniger Fehlalarme durch Lichtveränderungen oder Hintergrundbewegungen reduzieren unnötige Eingriffe und entlasten das Sicherheitspersonal.
– Zuverlässige Abdeckung komplexer Bereiche verhindert tote Winkel und liefert klare, handlungsrelevante Informationen.
4. Von zentralisierten zu autonomen Sicherheitssystemen
Die Architektur von Sicherheitssystemen entwickelt sich von zentralisierten Modellen hin zu verteilten, autonomen Designs. Moderne Sensoren und Kameras verarbeiten Informationen zunehmend direkt vor Ort, statt sie in ein zentrales Kontrollzentrum zu senden. Dieser Edge-Ansatz reduziert Latenzzeiten, vermeidet Single Points of Failure und verringert die Angriffsfläche für Cyberbedrohungen.
Die Vorteile erstrecken sich auch auf Resilienz und Skalierbarkeit. Fällt eine Einheit aus, bleibt das Gesamtsystem funktionsfähig, und Erweiterungen lassen sich unkompliziert umsetzen. Fortschritte bei kompakten, energieeffizienten Prozessoren ermöglichen heute Rechenleistung direkt an der Sensorebene, die früher nur zentralisierte Systeme leisten konnten. Viele Installationen kombinieren noch lokale Analyse mit zentraler Überwachung, doch der Trend zeigt klar in Richtung verteilter Intelligenz.
5. Datenschutz als Wettbewerbsvorteil
Sicherheit muss zunehmend mit Datenschutz Hand in Hand gehen. Vorschriften wie die DSGVO in Europa, der CCPA in den USA oder andere globale Datenschutzgesetze verlangen, dass Überwachungstechnologien personenbezogene Daten nur minimal erfassen. Klassische Videolösungen stehen stärker unter Beobachtung, da sie oft mehr personenbezogene Informationen erfassen als nötig.
Privacy-freundliche Sensorik wird so zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal. Technologien, die Volumen, Bewegungen oder andere nicht-identifizierende Merkmale erfassen – etwa LiDAR, das Abstände und Formen misst, statt personenbezogene Merkmale zu speichern – ermöglichen aussagekräftige Einblicke und bleiben gleichzeitig konform. Auch Kameras mit Filterfunktionen, die Personen unkenntlich machen, unterstützen Compliance und Vertrauen. Solche Lösungen werden weltweit immer stärker nachgefragt, insbesondere in der öffentlichen Infrastruktur und in Unternehmen, wo die Balance zwischen Sicherheit und Datenschutz einen Wettbewerbsvorteil darstellt.

Ausblick
Die physische Sicherheitslandschaft verändert sich aktuell schnell. Steigende Risiken, strengere Vorschriften und technologische Fortschritte prägen, wie Organisationen ihre Menschen und Assets schützen. Physische Sicherheitstechnologie Trends wie volumetrische Detektion, autonome Systeme, KI und datenschutzfreundliche Sensorik sind nicht nur Innovation in der physischen Sicherheit, sondern Antworten auf die Anforderungen und Chancen von 2025 und darüber hinaus.
Aus meiner Sicht ist es entscheidend, diese Trends zu verstehen und Lösungen einzusetzen, die resilient, effizient und vertrauenswürdig sind, um neuen Bedrohungen wirksam zu begegnen und gleichzeitig verantwortungsvolle Sicherheit zu gewährleisten.